
Antisemitismus: Bildungsministerin Prien kann sich Auswanderung nach Israel vorstellen

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) zeigt sich alarmiert über zunehmenden Antisemitismus in Deutschland - und stellt dabei auch persönliche Überlegungen an. Die CDU-Politikerin mit jüdischen Wurzeln schloss gegenüber der Funke Mediengruppe eine Auswanderung nach Israel nicht aus, sollte sich die Lage weiter verschärfen. "Wenn die AfD den Bundeskanzler stellt, dann werde ich sicherlich vorher Deutschland verlassen", sagte Prien im Funke-Podcast "Meine schwerste Entscheidung." Weiter sagte sie: "Das wäre nicht mehr mein Land."
Die Ministerin bezeichnete Israel in dem am Donnerstag veröffentlichten Podcast als natürlichen Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden aus aller Welt. Dafür sei der Staat gegründet worden. Derzeit befinde sich Israel zwar im Krieg und sei in einer schwierigen internationalen Lage. Dennoch würde sie für sich sagen: "Am ehesten ist es immer noch Israel."
In Deutschland gelinge es dem Staat bereits heute nicht mehr, Jüdinnen und Juden wirklich wirksam vor Angriffen auf der Straße zu schützen, beklagte Prien. "Und es gelingt auch nicht, sie davor zu bewahren, dass sie eben sich im öffentlichen Raum kaum noch als Juden zeigen können." Im Moment hielten die politischen Institutionen in Deutschland zwar "klar Linie", sagte Prien. Aber man müsse "sehr genau beobachten, ob das so bleibt".
Ihr sei wichtig, dass ihre Kinder eine Ausbildung hätten, mit der sie international arbeiten und leben könnten, betonte Prien. Einer ihrer Söhne werde Koch - "das kann man tatsächlich überall in der Welt machen". Sie selbst habe Jura studiert - und finde diese Studienwahl inzwischen "echt blöd", sagte die Ministerin. "Als deutsche Anwältin sind Sie international nicht so wirklich gefragt."
Prien berichtete in dem Podcast von einem privaten Treffen mit Jüdinnen und Juden, bei dem auch darüber gesprochen worden sei, ob es ratsam sei, sich ein finanzielles Polster auch im Ausland zu schaffen. "Also, es sind schon so Gedankenspiele, denen ich mich auch nicht vollständig verschließe", sagte die Ministerin.
Prien beklagte, dass Juden in Deutschland für Entscheidungen der israelischen Regierung in Haftung genommen würden. "Juden, die als Juden gelesen werden, also die durch Kippa, durch das Tragen eines Davidsterns erkennbar sind, werden auf offener Straße diskriminiert, werden angespuckt, werden angegriffen", sagte die CDU-Politikerin. Viele Menschen, die sie kenne, zögen sich deshalb zurück oder führten eine Debatte "über die Frage, ob man in Deutschland weiter leben kann".
Prien wurde 1965 in Amsterdam geboren, wohin ihre deutschen Großeltern vor den Nazis geflohen waren. Erst mit 26 Jahren nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an.
E.Spicuzza--INP