Prozess um Disko-Brandkatastrophe mit 63 Toten in Nordmazedonien begonnen
Acht Monate nach der tödlichen Brandkatastrophe bei einem Hip-Hop-Konzert in Nordmazedonien hat der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen begonnen. Bei dem Prozessauftakt am Mittwochmorgen nahe der Hauptstadt Skopje waren zahlreiche Familienangehörige und Freunde der Opfer anwesend. Angeklagt sind mehr als 30 mutmaßlich Verantwortliche, darunter der Besitzer der Disco. Auch drei frühere Bürgermeister der Stadt Kocani, wo sich die Katastrophe ereignet hatte, sowie ehemalige Minister, Bürgermeister und hohe Beamte sitzen auf der Anklagebank.
Den Angeklagten werden "schwere Verbrechen gegen die öffentliche Sicherheit" zur Last gelegt. Bei dem Feuer in einer Diskothek in Kocani rund hundert Kilometer östlich der Hauptstadt Skopje waren im März 63 junge Menschen ums Leben gekommen und fast 200 weitere verletzt worden.
Der Prozess findet in einem speziell für große Prozesse konzipierten Saal im größten Gefängnis des Landes etwa fünfzehn Kilometer von Skopje entfernt statt. Am Mittwochmorgen drängte sich dort eine Menschenmenge. "Es wird alles getan, damit dieser Prozess reibungslos abläuft. Wir können nicht sagen, wie lange er dauern wird, das weiß niemand", sagte die Richterin Dijana Gruevska Ilievska bei der Eröffnung der Verhandlung.
Der Großbrand war in der Nacht zum 16. März beim Auftritt eines Hip-Hop-Duos ausgebrochen, als sich mehr als 650 Menschen in der Disco "Pulse" in Kocani drängten. Auslöser des Feuers war Pyrotechnik während der Bühnenshow. Viele der Opfer starben, als die Konzertbesucher in Panik zum Ausgang stürmten. Die Ermittlungen ergaben, dass in dem Club jahrelang gegen fast alle Auflagen für das Betreiben einer Disco verstoßen worden war.
Seit bald acht Monaten demonstrieren die Angehörigen der Opfer jede Woche und fordern Gerechtigkeit. Am Samstag waren in Skopje tausende Menschen zusammengekommen, um sie zu unterstützen. Die Demonstranten hielten Fotos der Todesopfer und marschierten zum Gericht. Sie skandierten "Gerechtigkeit für Kocani" und "Jeder könnte der nächste sein".
E.Scozzafava--INP