
"Ein gutes Herz und Mitgefühl": Dalai Lama feiert 90. Geburtstag mit Friedensgebet

Mit einem Gebet für den Frieden hat der Dalai Lama seinen 90. Geburtstag begangen. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter wurde am Sonntag im indischen Exil von tausenden Gläubigen gefeiert, auch Prominente wie US-Schauspieler Richard Gere reisten zu der Zeremonie in einem Tempel in McLeod Ganj im Norden Indiens an. In seiner Geburtstagsbotschaft rief der Dalai Lama die Menschen auf, durch "ein gutes Herz und Mitgefühl" die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Gesänge von Mönchen und Nonnen schallten am Sonntag aus den verschiedenen Tempeln des Himalaya-Gebirges, wo der Dalai Lama seit der Flucht vor chinesischen Truppen 1959 seine Exilheimat gefunden hat. Der Jubilar in seinem traditionellem Gewand erschien mit Hilfe von zwei Mönchen zu der Geburtstagszeremonie in McLeod Ganj, wo er den Wartenden sein charakteristisches Lächeln schenkte und sich wie immer demütig gab: "Ich bin nur ein einfacher buddhistischer Mönch; normalerweise nehme ich nicht an Geburtstagsfeiern teil."
Es sei zwar wichtig, an materiellen Zielen zu arbeiten, sagte der Dalai Lama in seiner Geburtstagsbotschaft. Aber "es ist von entscheidender Bedeutung, sich auf das Erreichen von innerem Frieden zu konzentrieren, indem man ein gutes Herz entwickelt und Mitgefühl zeigt - nicht nur gegenüber den Nächsten und Liebsten, sondern gegenüber allen". Wer dies tue, "wird dazu beitragen die Welt zu einem besseren Ort zu machen".
Unter den vielen Anwesenden befand sich auch Hollywood-Star Richard Gere, ein langjähriger Unterstützer der Exil-Tibeter. Der Dalai Lama verkörpere "Selbstlosigkeit, vollkommene Liebe, Mitgefühl und Weisheit", sagte er. Die Zeremonie in McLeod Ganj endete damit, dass der Dalai Lama ein Stück Kuchen aß und Tausende "Happy Birthday"sangen.
Überschattet wurde der Geburtstag von Pekings Ansprüchen bei der Regelung der Nachfolge des Dalai Lamas. Der Geistliche sagte zwar am Samstag, dass er darauf hoffe, noch "30 oder 40 Jahre" zu leben, aber über seinen möglichen Nachfolger wird schon jetzt heftig diskutiert.
Die Nachfolgefrage ist politisch extrem aufgeladen, da China den derzeitigen Dalai Lama als Staatsfeind betrachtet. Die Volksrepublik hatte sich die Himalaya-Region Tibet im Jahr 1950 gewaltsam einverleibt. Zur Nachfolgeregelung erklärte Peking, das nächste geistliche Oberhaupt der Tibeter müsse von der Zentralregierung genehmigt werden.
Dies wies der Dalai Lama zurück. Er hatte am Mittwoch in einer Videobotschaft verkündet, dass die 600 Jahre alte Institution des geistlichen Oberhaupts der Tibeter auch nach seinem Tod weiterbestehen solle. Die Befugnis für die Identifizierung des 15. Dalai Lama liege dabei "ausschließlich" bei seinem Büro mit Sitz in Indien, betonte er. "Niemand sonst hat irgendeine Autorität, sich in diese Angelegenheit einzumischen."
Rückendeckung bekamen die Tibeter am Wochenende aus Washington: Außenminister Marco Rubio erklärte, die USA seien entschlossen, die Achtung "der Menschenrechte und Grundfreiheiten der Tibeter zu fördern". Auch die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush sowie Barack Obama übermittelten Botschaften.
Der Dalai Lama habe gezeigt, was es bedeutet, "für Freiheit und Würde einzutreten", erklärte Obama. Indiens Regierungschef Narendra Modi bezeichnete das geistliche Oberhaupt der Tibeter als "beständiges Symbol der Liebe, des Mitgefühls, der Geduld und der moralischen Disziplin".
A.Mariconda--INP